30.10.2020
Natürlich ist nicht jeder gleich Borderliner, doch viele Menschen haben Borderline-Tendenzen. Die hat übrigens jeder, der mit dem Thema zu tun hat.
Nehmen wir mal das Nähe-Distanz-Lebensprojekt … Lebensprojekt deshalb, weil es ausnahmslos jeden von uns durchs Leben begleitet. ‘Ja aber ich bin doch Single’, werden jetzt einige sagen, worauf ich antworte: ‘Auch du hast eine Beziehung’. Häh? Genau! Du führst eine Beziehung mit dir selbst und allem drum und dran. Gut, du hast jetzt nicht das Problem der Zahnpastatube, die fast jeder von uns kennt und musst nicht für deinen Partner mit Wäsche waschen. Nähe und Distanz z.B. aber lebst du auch mit dir. Mal bist du dir nah, dann weißt du auch genau, was du willst, dann fühlst du dich geborgen und tust dir gut … bis dir auch das zuviel wird. Dann gehst du auf Distanz zu dir, spürst dich nicht mehr ganz so und orientierst dich mehr nach außen. Alles gut! Vielleicht führst du auch Selbstgespräche mit dir, ganz nah vor dem Spiegel. Auf jeden Fall führst du immer auch eine Beziehung zu dir selbst, übrigens auch wenn du einen Partner vorzuweisen hast.
Die Frage ist doch, wie du mit Nähe und Distanz umzugehen weißt. Fühlst du dich einsam, wenn du alleine bist? Macht es dich fertig, wenn dein Partner etwas ohne dich unternimmt? Oder hast du gar Angst, dass er nicht wieder kommt, weil er bei einer anderen ist, die ihn mehr verdient hat als du? Vielleicht kommt er dir auch zu nah und dir schnürt es die Kehle zu? Möchtest du lieber in Ruhe gelassen werden? Es kann aber auch sein, dass du eine ‘Hin-und-weg-Beziehung’ führst, weil sich weder das eine noch das andere wirklich gut anfühlt. Friedlich und harmonisch wäre der harmonische Wechsel zwischen Nähe und Distanz. Mal ehrlich – würdest du das aushalten, so ganz friedlich, nichts passiert, keine Dramen und Schauspiele?
Betroffene fühlen intensiver, ohne das kontrollieren zu können, wodurch sie schnell in eigenen und/oder Gefühlen anderer festhängen. Sie denken in extremem ‘Entweder-Oder’, ‘Schwarz-Weiss’, Alles-Nichts, weil sie beides in einer Person oder einer Sache nicht zusammenbringen. So ist ihr Gegenüber heute Engel, morgen das Gegenteil. Auffallend oft sind sie besonders gutaussehend, sehen allerdings sich selbst als höchst verbesserungsbedürftig, sprich als das Letzte, passend zu einem geringen Selbstwertgefühl. Um weder Nähe noch Distanz aushalten zu müssen, schwanken sie in ihren Beziehungen hin und her. Süchte dienen ihnen als ‘Medikament’, ihren oft übermäßigen Stresslevel wieder nach unten zu bewegen, gelingt das nicht, kommt es entweder zu unkontrollierten Wutausbrüchen oder dem totalen Rückzug bis zu Suizidgedanken oder auch -taten.
In Begleitung permanenter Angst verfallen sie oft in den Zwang, alles kontrollieren zu wollen, haben Depressionen, Essstörungen und fragen sich immer wieder, wer und ob sie hier auf der Erde richtig sind.
Haben wir uns das nicht schon alle mal gefragt?
Admin - 22:01:07 @ Borderline | Kommentar hinzufügen
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